"Krieg" - Der Kampf ums Geld im Glücksspiel
Blicken wir mal etwas weiter zurück und zwar zur deutschen Wiedervereinigung. Wer sich noch erinnern kann - mit Lizenzen aus DDR-Zeiten, die im Einigungsvertrag bestätigt wurden, konnten zwei private Sportwettenanbieter auf dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland tätig werden und ihr Produkt anbieten. Dabei handelte es sich um die Sportwetten Gera GmbH aus Thüringen und Odds Sportdata aus Neugersdorf in Sachsen. Ein Dorn im Auge westdeutscher Lotto- und Totogesellschaften. Nach vielen Gerichtsprozessen mussten schließlich beide aufgeben, wobei Odds Sportdata teilweise in Bet and win, heute bwin eingegliedert wurde.
Da aber um die Jahrtausendwende sich der Digitalisierungs- und Globalisierungsprozess beschleunigte, bekamen nun auch über das Internet zahlreiche ausländische Glücksspielanbieter Zugang zum deutschen Markt.
Aufgrund des damaligen Staatsmonopols entstand ein riesiger Schwarzmarkt, welcher zudem keine Steuereinnahmen generierte. Auch die Spieler befanden sich Graubereich der Legalität.
2012 kam es zu einer Reform des Glücksspielgesetzes. Dieses versuchte das Monopol weitestgehend zu erhalten. Nur 20 Lizenzen an private Sportwettenanbieter sollten vergeben werden (wozu es nie so richtig kam), Online-Casinos waren ganz verboten.
Unzählige Gerichtsprozesse und Urteile in verschiedenen Instanzen folgten. Diese konnten auch schon einmal von Bundesland zu Bundesland verschieden ausfallen. Selbst der Europäische Gerichtshof schaffte es nicht, interpretierungsfreie Urteile in dieser komplexen Sache zu fällen.
Seit dem 1.Juli 2021 gilt der neue Glücksspielstaatsvertrag, ein wenig Ruhe scheint eingekehrt zu sein.
Ja, das Glücksspiel, Jahr für Jahr ein gutes zweistelliges Milliardengeschäft - während die deutschen Lotto- und Totogesellschaften ihre Einnahmen, neben hohen Gehältern für ihre Gesellschafter und spezielle Posten, u.a. auch für den Allgemeinsport, Wohlfahrt, Kultur und Denkmalpflege ausgeben, wirtschaften die privaten Anbieter weitestgehend in die eigene Tasche. Bei den Anbietern von Sportwetten ist natürlich auch eine Vorliebe zur Unterstützung des Profisports gegeben.
Bleiben nur die Kunden, die diese Unsummen aufbringen, damit sie größtenteils nichts weiter als umverteilt werden. Diese werden wieder mit mehr Werbung, größeren Gewinnmöglichkeiten/Jackpots konfrontiert, um höhere Einnahmen zu generieren. Dabei hat nur ein verschwindend geringer Bruchteil das Glück, für das eigene Leben relevante Gewinne zu erzielen.